Om Mani Padme Hum

Vor mehr als 10 Jahren reiste ich zum ersten Mal nach Asien mit dem Herzenswunsch, mehr über Yoga, Meditation und Körperarbeit zu erfahren, und tauchte ein in die faszinierende Welt des Yoga…

om_mani_padme_hum „Was heißt das da eigentlich in Deinem Nacken?“

Als ich mir damals im tibetischen Exil des Dalai Lama Dharamsala, in Indien, mein Tattoo habe stechen lassen, habe ich mir über diese Frage, die ich heute (vor allem im Sommer, im Club oder auf Konzerten etc.) häufig gestellt bekomme, keine Gedanken gemacht.

Mir war plötzlich klar, dass ich mir dieses Mantra gerne im schönen Himalaya als Erinnerung an meine einzigartige, erste große und lange Asienreise tättowieren möchte. Und ich bereue es nicht. Nur manchmal ist der Kontext, in dem ich das Tattoo erklären „soll“, etwas unpassend. Wenn ich also mal keine Lust habe, die ganze Bedeutung meines Tattoos zu erklären, sage ich manchmal einfach nur, dass es „ein Mantra“ ist, oder dass es „Blume“ heißt oder „Mitgefühl”. Punkt. Das vereinfacht das Mantra dann, welches eines der wichtigsten Mantren aus dem tibetischen Buddhismus darstellt: Es ist das Mantra des Mitgefühls und wird dem Bodhisattva Avaloketishvara zugeordnet. Es heißt, dass es die gesamte Lehre des Buddha enthält und bedeutet frei übersetzt: „Sei Dir bewusst, dass der Juwel im Lotus ist.“

Das Mantra setzt sich aus den folgenden vier Wörtern zusammen: OM ist der Urlaut, MANI heißt Juwel, PADME bedeutet Lotusblüte (die im Buddhismus für absolute Reinheit steht) und HUM ist als Bekräftigung des Mantras zu verstehen.

Damals auf meiner 8-monatigen-Reise, bei der ich intensiv Yoga praktizierte, im Kloster schwieg und meditierte, und die Kunst der Thai-Massage erlernte, hat mich das Mantra regelrecht verfolgt: Das erste Mal habe ich es im Dschungel Thailands in einer Yogastunde gehört – und es hat mich direkt im Herzen getroffen und zutiefst berührt. So forschte ich und las mich in die Bedeutung ein. Ich trug es in meinen Gedanken und in meinem Herzen immer mit mir mit, egal wohin ich reiste. Einige Monate später, während der Zeit als ich einen Massagekurses in einem Ashram in der Nähe von Rishikesh besuchte, haben wir es tagtäglich gechantet. Wir saßen im Kreis am Ganges, dort, wo der Fluss klar und rein ist, dort wo der Sand im Sonnenlicht golden glänzt. Ein magischer Ort. Hier konnte ich wirklich die ganze Bedeutung des Mantras spüren. Auf meiner letzten Station, in Dharamsala, war bzw. ist das Mantra allgegenwärtig: man sieht es auf den Gebetsmühlen, den „Mani-Steinen“ und Fahnen, die die Bäume und Häuser schmücken, man hört es aus allen Straßen klingen. Hier fiel meine Entscheidung ganz intuitiv: Ich möchte mich tättowieren lassen. Das Mantra „Om Mani Padme Hum“ soll in meinem Nacken stehen und die Lotusblüte soll meinen Knöchel zieren. Denn auch die Lotusblüte ist zu einem wichtigen Symbol für mich geworden und erinnert mich immer an mein Vipassana-Meditations-Retreat im Wat Rampoeng. Einem Kloster im Norden Thailands, in dem ich 21 Tage lang geschwiegen und so eine Menge über mich, mein Leben, das Sein und die Welt gelernt habe. Während des Retreats haben wir ausschließlich weiße Kleidung getragen und zum Schluß bis zu 14 Stunden am Tag meditiert, was den Geist enorm klärt. Reinheit pur.

Ich fühlte mich während der Reise beschützt und getragen durch das Mantra. Es hat mich durchlässiger und mitfühlender werden lassen. Es öffnete mir die Augen und mein Herz, hat mich geprägt und verändert. Diese Qualitäten wollte ich nicht vergessen – auch nicht zurück in Deutschland.

Die Lotusblüte wächst aus dem Schlamm und bahnt sich Ihren Weg an die Oberfläche, ans Tageslicht. Auch beim Yoga wenden wir uns dem inneren Licht zu und wollen es mehr zum strahlen bringen.